Soul Eater.

Dann ergriff ich das Wort. "Es stimmt schon, dass sie die Meisterin ist, und ich die Waffe. Aber... eben nicht nur. Auch andersrum. Wir sind Dämonenwaffen. Zumindest so etwas in der Art...", übernahm ich, und es war Maka anzusehen, wie sie mit dieser Information zu kämpfen hatte.
Nahm sie uns nun als Feinde wahr? Oder hatte sich nichts geändert?
Gerade kam eine kleine Gruppe von Leuten um die Ecke und begrüßte Maka, die nur stumm nickte.

"Verstehe...Seit ihr solche, die ihre Träger besessen machen?", fragte sie mit anspannung am ganzen Körper.
"Nein, so sind wir nicht.", antwortete ich ohne zu zögern, um keine missverständnisse zu riskieren. Tun könnten wir es aber...
Diese Gedanken behielt ich aber lieber für mich. Wir könnten es, würden es aber nie tun.
Maka schien sich sofort zu entspannen und setzte ein halbwegs ruhiges lächeln auf.

Auch ich dachte mir meinen Teil, dass wir zwar dazu in der Lage wären, es aber nach Möglichkeit immer verhinderten.
Wir waren besonders. Auf eine seltsame Art und Weise. Was genau wir waren, wussten wir wohl selbst nicht. Und in mir brannte die Frage, ob das eine Auswirkung auf unser wohl zukünftiges Leben hier haben könnte. Doch wie sollte ich das formulieren?
Die Gruppe trat näher. Als ich aufblickte, erkannte ich auch den Jungen aus dem Wald, der uns streng musterte.

Auch mir fiel sofort der blauhaarige Junge auf. Amüsant, mal nicht die einzige mit blauen Haaren zu sein.
Sein Blick war aber nicht einladend, im gegenteil. Er drang nur nach einer revanche, uns zu zeigen, dass er besser war als wir.
Bei dieser überlegung huschte mir ein Grinsen über die Lippen. Er sollte nicht so selbstsicher sein, denn mit zwei Dämonenwaffen war nicht zu spassen.
Meine Aufmerksamkeit richtete sich nun aber auf die gesamte Gruppe. Sie schienen ziemlich bunt zusammengewürfelt.
Erst nach einer Weile fiel mir der Junge mit den rosa Haaren auf, der sich zuhinterst eingereiht hat. Er bemerkte, dass ich ihn ansah, weshalb er leicht zu zittern begann und ein paar Schritte zurückwich. Ich musterte ihn verwirrt und fragte mich, was los war. So angsteinflössend war ich doch nicht.
Bemerkte er etwa, dass wir Dämonenwaffen waren?
Auf einmal kam ein komisches schwarzes Etwas aus seinem Rücken herraus. Es sah aus, wie aus schwarzen und weissen Kugeln angefertigt.
"Oi, sind das nicht wie ich Dämonenwaffen?", fragte es und zeigte auf uns. Alle ausser Maka, ich und Holly zuckten zusammen und blickten uns ungläubig an. Schien, als währen Dämonenwaffen hier doch nicht sehr willkommen.

Ich schluckte. Was sollten wir darauf jetzt bitte antworten?
"Dämonenwaffen? Du?" - ein einfacher Themawechsel um von uns abzulenken. Und um die Provokation zu betonen, grinste ich finster.
Sofort regte sich das kleine Etwas auf, begann sich in unserer Richtung zu lehnen und schrie mit seiner vermeintlich üblich hohen Stimme, dass es weder klein, noch schwach sei, warf uns diverse Beleidigungen an den Kopf und begann seine Aggression an dem Jungen auszulassen, an den es gebunden war - Und doch konnte ich nur darüber lachen.
"Ragnarök... hör auf...", murmelte der rosahaarige schüchtern, woraufhin ein weiterer Streit entfachte. Ragnarök blickte nun gereizt zu seinem anscheinenden Meister, schlug immer wieder auf ihn ein und betonte in einem Satz mindestens 25 Mal, wie egal ihm seine Meinung wäre.
Fragend blickte ich in die Runde.

Maka schluckte nur. "Ein Glück ist Soul nicht so..."
Ich sah dem Streit der Beiden aber amüsiert zu. Jedenfalls war es nicht oft, eine weitere Dämonenwaffe zu treffen. Diese war aber wohl eine der ein wenig anderen Art. Warum war sie mit dem Jungen verbunden? Die Neugier breitete sich in mir aus und ich wollte immer mehr über dieses kleine Etwas, dass wohl Ragnarök hiess, wissen. Doch jetzt war wohl ein schlechter Zeitpunkt, um mit dieser Waffe zu kommunizieren.
Es schien jedenfalls normal zu sein, dass die Waffe mit vollem Tatendrang auf den Jungen einschlug. Nach einer Weile beruhigte es sich etwas, und der Junge traute sich wieder seine bisher zugekniffenen Augen einen Spalt zu öffnen. Als er bemerkte, dass es endlich vorbei war, richtete er sich wieder normal auf und blickte uns mit respektvollen Augen an.
"Wie...heisst ihr?", fragte er schüchtern und blickte danach zu Maka, aus Angst, etwas falsches Gesagt zu haben. Diese nickte aber zustimmen, weshalb der Junge lächelte und wieder zu uns sah.

Ich erwiderte das schwache Lächeln, blickte dann erneut durch die Runde. Jeder schien auf eine Antwort zu warten. Irgendwie ein unangenehmes Gefühl, im Mittelpunkt zu stehen.
Um mich zu versichern, dass Nani nicht schon antwortete, blickte ich zu ihr. Doch auch sie schien nur die anderen zu beobachten.
"Also ich bin Holly. Und das ist Nani."
Zuletzt zeigte ich auf die etwas kleinere neben mir. Dann wartete ich auf weitere Fragen, wobei mir selbst viel zu viele Fragen durch den Kopf schwirrten. Und in nächster Zeit schien es keine Antwort darauf zu geben.

"Von woher kommt ihr beiden überhaupt?", fragte der blauhaarige spöttisch. Von wo wir kamen? Ja, das war eine gute Frage...
"Das wissen wir selber nicht.", antwortete ich und blickte zu Boden. An meine Kindheit konnte ich mich kaum erinnern, und ich und holly sind kreuz und quer durch Landschaften gelaufen, haben irgendwelche Städte heimgesucht und wurden dann wieder vertrieben. Jeder hatte Angst vor uns, dass wir ihn besessen machen konnten. Dieser Ort war der einzige, der uns jemals einigermassen Akzeptiert hat.
"Pf. Jeder kommt von irgendwo her. Und wenn ich euch so anschaue, denke ich nicht, dass es ein nettes Plätzchen war. Eher ein Rattenloch.", sagte der Junge wieder herablassend. Er schien uns wirklich nicht zu mögen.
"Black Star, hör auf...", meinte das schwarzhaarige Mädchen, dass wohl seine Waffe war.
Ich blickte aber zu Holly. Unsere Erinnerungen waren getrübt, und die die wir hatten waren nicht einladend.

Sofort wandte ich meinen Blick zu Boden. Erinnerungen... Hatte ich sie verloren, oder verdrängt?
Noch bevor ich weiter darauf eingehen konnte, lenkte Maka ab, indem sie uns alle anderen vorstellte.
Das Mädchen von eben war Tsubaki. Die Waffe von Black Star. Daneben standen Liz & Patty - anscheinend Schwestern -, die ihren Meister, Death the Kid umringten. Ragnaröks Meister hieß Chrona, der seinen Blick nur schüchtern bei Maka hielt, und Makas eigene Waffe war Soul.
Neugierig musterte ich jeden einzelnen, blickte dann aber wieder zu Maka zurück. "Und wie lange sollen wir jetzt hier bleiben?"

"Shinigami wird euch wohl nicht so einfach wieder ziehen lassen. Wahrscheinlich will er noch etwas über eure Vergangenheit rausfinden. Ob ihr wirklich harmlos seit oder nur mit uns allen spielt.", antwortete Maka, als währe es alltäglich.
Meine Neugier war aber nicht darauf gewandt, was mit uns geschah. Wir konnten keine Auskunft geben, was geschehen war, woher sollten wir also Angst haben? Solange wir uns nicht wie die letzten Vollidioten benahmen, waren wir hier willkommen. Endlich nicht jeden Tag hungern und ums Überleben kämpfen.
Wenn die alle nur wussten, wie gut sie es haben. Ausgestossen zu sein war nicht angenehm.
Ein kleiner Angsthauch regte sich aber in mir. Ich wollte nichts über meien Vergangenheit wissen. Teilweise so schrecklich, dass mein Gedächnis sie absichtlich verdrängt hatte. Leise seufzte ich auf.

"Würden wir mit euch spielen, wärt ihr schon lange tot."
Leise seufzte ich, setzte mich auf die Treppen vor uns. Für meine eben ausgesprochene Bemerkung erntete ich verwirrte Blicke. "Und was sollen wir machen, bis wir zu Shinigami können?"
Mein Blick blieb ungewollt an Nani hängen, die wohl Angst vor der bevorstehenden Zeit hatte. Es würde hart werden, keine Frage... Aber ich war mir sicher, dass sie es schaffen würde. "Wir könnten euch etwas rumführen", warf Tsubaki in die Runde.

Mein Blick heftete sich an Tsubaki. Dies war eingetlich gar keine schlechte Idee, da wir wohl noch für eine Weile hierbleiben würden.
"Hört sich gut an.", antwortete ich selbstsicher, obwohl ich das gar nicht so war.
Mir ging aber immer wieder der Satz durch den Kopf, den Holly gerade ausgesprochen hatte. Wie Recht sie doch hatte. Die Gräber, die im ganzen Land verteilt ruhten, war der Beweis dafür.

Wortlos nickte ich. Die Stimmung war gesunken, alle schienen irgendwie... vorsichtiger.
Mein Blick hang noch einige Zeit am Boden, dann sprang Maka auf und versuchte uns alle ein wenig aufzumuntern, indem sie fröhlich umherhüpfte und begann, uns die ersten Sachen zu zeigen.
Ich und Nani folgten, die anderen kamen wohl eher auf einen bittenden Blick Makas mit uns.

Sie führte uns etwa eine halbe Stunde durch die Schule, blieb vor einer großen Tür stehen. "Und hier drin ist Shinigami", erklärte sie ein weiteres Mal. Wieder nickte ich nur, warf einen kurzen Blick zu Nani. Aus dem Augenwinkel fiel mein Blick auf das Fenster hinter ihr, in dem man das grelle Orange des Sonnenuntergangs erkennen konnte. "Die Sonne geht schon unter?", murmelte ich - eher zu mir, als zu den anderen.
Gestern um diese Zeit hätte für mich und Nani die verzweifelte Suche nach einem Schlafplatz begonnen. Da wir in Städten eher ungern gesehen waren, gab es einige kalte Nächte, die wir mitten in der Wildnis überstehen mussten.

Ein leichter Schauer durchzuckte meinen Rücken beim Anblick der untergehenden Sonne.
Wie jeden Abend, wobei dies jetzt gar nicht mehr nötig war. Diese Nacht würde bestimmt die ruhigeste in unserem Leben werden. Endlich mal in einem Haus ohne zu frieren, vielleicht sogar etwas besseres zu essen als frisch gejagte Tiere.
"Ist etwas...?", fragte Maka unsicher und wandte sich zu mir.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich wie vom Donner getroffen stehen geblieben war.
"Nein, ist nichts...", murmelte ich und setzte mich mit langsamen Schritten wieder in Bewegung.

Ich war mit den anderen stehen geblieben. Und schon jetzt fühlte ich mich unwohl.
Wir passten zweifelsohne nicht in diese Gruppe herein. Wir waren zu nachdenklich, zu verschlossen, zu gefährlich...
"Ihr müsst das alles nicht für uns tun", warf ich irgendwann in die Gruppe. "Wir werden uns schon zurechtfinden!" Ich sah auf, versuchte ein vorsichtiges Lächeln.