Our Note | Holly & Nani

Der Junge schien jegliche Geduld zu verlieren, ließ einen weiteren Warnschuss zur Seite ab. Dann zeigte er auf den Wagen und meinte "Nehmt sie mit!"
Kurzes Schweigen und Nani wurde in Richtung des Wagens gebracht. "Was ist mit der hier?", fragte einer der Typen, die hinter mir standen. "Ist mir egal!" Der blonde trat an mir vorbei und sah mich mit giftigen Blicken an. "L und die anderen wissen bestimmt mehr. Vielleicht können wir sie mit der Kleinen erpressen...", warf er völlig unbedacht in den Raum.
L und die anderen? Er wusste von der Kommision? Jetzt wurde mir einiges klar.

Ich wollte auf kreischen, aber der Mann drückte seine Hand gegen meinen Mund, weshalb der Schrei erstickte. Fast konnte ich nicht mehr atmen, erst, als er wieder sein Griff lockerte. Verzweifelte blickte ich zu Holly. L und die anderen? Sie kennen sie? Haben wir es doch nicht geschafft zu fliehen?
Verzweifelt schloss ich die Augen. Wenigstens wusste ich, dass ich nicht von irgendwelchen perversen Typen entführt wurde.

"Hä?", fragte ich verwirrt, doch niemand schien dies zu registrieren, geschweigedenn dachte daran, mir zu erklären, was hier ablief. Meine hilfesuchenden Blicke schwenkten zu Nani, die eben in Richtung des Wagens gezerrt wurde, und sich dagegen sträubte, sich einfach so entführen zu lassen.
Vielleicht kann ich in diesem Gedränge fliehen... Langsam versuchte ich zur Straße zu gehen, doch jemand hielt mich fest. "Du bleibst schön hier!"

Die Wut brodelte immer mehr in mir auf. Die Wut, sich nicht wehren zu können. Hilflos mitgeschliffen zu werden. Der Typ öffnete den Kofferraum und schmiss mich hinein. Ein starker Schlag am Kopf liess mich alles nur noch schwummrig sehen.

Irgendwie hatten diese Typen es letzendlich doch geschafft, mich mitzuschleppen.
Als ich wieder aufwachte, sah ich nur Nani, die vor mir saß. Ohne jegliche Fesseln oder andere Bewegungseinschränkungen. Sie saß einfach nur vor mir und wurde selbst langsam wach.

Mir war immer noch schwummrig vor Augen und mein Kopf dröhnte, doch langsam kam ich wieder zur Besinnung. Mein Blick schwiff verwirrt durch den ganzen Raum und ich verstand nicht, wo ich hier gelandet war. Die unklare Sicht lies alles wie einen Traum wirken.
Erst als ich begann die einzelnen Kisten, Stühle und die Treppe vor uns zu erkennen bemerkte ich, dass dies alles die Realität war. Ein wenig verängstigt blickte ich um mich und erblickte Holly, die ebenfalls aufgewacht war. Sie schien fitter als ich zu sein, aber desto trotz genau so verwirrt.

"Nani, du bekommst von mir alles, wirklich ALLES was du willst, wenn du mir erklärst, was die von uns wollen."
Stille. Keine Schriite, gar nichts. "Wieso erklärt uns niemand, was passiert? Ich will hier raus, verdammter Mist!"

"Das wüsste ich selber gerne.", knirschte ich leise und blickte weiter dur den düster angehauchten Raum. Auf einmal bog der selbe blondhaarige Typ von der Gasse in das Zimmer ein und sah uns mit eiskaltem Blick an. Ich wollte mich schon aufrappeln und auf ihn loststürmen, damit Holly fliehen könnte, da landete eine Tafel Schokolade und eine Flasche Wasser direkt vor meinen Füssen. Bei Holly tat sich das gleiche.
"Da, Frühstück. Kommt dann raus.", befahl der Ältere, betrachtete jede von uns nochmals genau und verschwand dann mit einer Umdrehung, in der sein Ledermantel herumgeweht wurde.
"What the...", flüsterte ich nur verwirrt und beäugte die Schokolade mit misstrauischem Blick.

"Frühstück? Schokolade? Geil! Der wird mir irgendwie symphatisch..." Innerlich kam in mir die Frage auf, warum hier eigentlich jeder aus Süßes abfuhr.
Vorsichtig begann ich die Schokoladentafel zu öffnen. Ich brach ein kleines Stück ab und probierte. Und erst als ich bereits schluckte fiel mir auf, wie sehr ich Essen vermisste - auch, wenn es süßlich schmeckte.

Wie konnte Holly nur so selbstsicher in die Schokolade beissen? Vielleicht war sie ja vergiftet...obwohl ich nicht dachte, dass so eine Blondine von Entführer sowas tun würde. Deshalb öffnete ich die Packung ebenfalls mit einem Riss und biss dann hinein. Langsam konnte ich Süsses zwar nicht mehr schmecken, aber es war besser als nichts. Hier bitte einen Applaus für L einfügen.
Trotz, dass mein Körper die Schokolade abstossen wollte und lieber was Richtiges zu sich nehmen wollte, verschlang ich die ganze Tafel und trank die ganze Wasserflasche auf Ex direkt nach.
"Wollen wir gehen?", blickte ich fragend zu Holly, die mit schokoladenverschmiertem Maul total auf das Essen vor sich konzentriert war.

"Ich will nicht... irgendwie... Angst." Aber ich wusste, dass Nani recht hatte. Mit einem Schluck Wasser spülte ich die letzten Schokoladenreste weg. "Ausserdem... was meinte er mit 'kommt raus'? Wo zur Hölle stecken wir überhaupt?" Ich blickte mich um. Wieso ließ er uns einfach so, ohne Fesseln und ohne irgendwas, das uns hier bebält. Vertraute uns der Kerl, war er sich seiner Bewachung sicher, oder war er schlicht und ergreifend dämlich?

"Sie werden uns so oder so hier rausholen. Aber es ist seltsam, dass wir keinerlei Fesseln oder ähnliches an unseren Körpern haben...", sprach ich meine Gedanken aus, die Holly sicherlich auch hatte.
Langsam rappelte ich mich auf, wobei ich aber noch ein wenig rumtorkelte. Aber ich festigte mich schnell und begab mich so zur kleine Treppe und schreitete sie hoch. Als ich kurz herabblickte sah ich zerquetschte Insekten und unmengen an Dreck auf der Treppe liegen. Erinnerte sehr an unsere Strassenzeit. So gefiel mir die Sache ehrlich schon viel besser.
Desto trotz war ich unsicher, was sich auch auf meine Bewegungen auswirkte. So lief ich langsam aus der Tür hinaus und blickte durch den Raum, in dem sich viele muskulöse Männer befanden. In der Mitte stand ein etwas älteres Sofa, auf dem der blondhaarige Mafiagängschda sass und an einer Vollmilchschokoladentafel abbiss, die ein episches Knacken von sich gab.

Ich folgte Nani mit etwas Abstand die Treppe hinauf. Unsicher lauschte ich dem Knarren der alten Treppe, sah mich im Raum um. Wie ich die Blicke auf mir hasste. Doch ich wusste, dass ich mir keine Angst ansehen lassen durfte. selbstsicher wirken. Tough.
"Sind da." sagte ich völlig monotoner Stimme.

Der Blick all dieser Leute klebte auf uns und schien uns taktisch fertig machen zu wollen. Aber wir durften jetzt keine Angst kriegen, so starrte ich nur den Jungen vor uns an. Erst jetzt fiel mir auf, dass er gar nicht viel älter als wir sein sollte.
Ich tat einen Schritt vorwärt und hörte, wie einer der Männer seine Waffe in die Hand nahm.
"Ruhig, wir wollen die Kleinen ja nicht verängstigen.", sagte der Blondhaarige mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen.
"Du da.", fuhr er fort und zeigte auf Holly, "Vortreten und vorstellen."

Ich zuckte zusammen, sah ihn an. Mir fiel auch auf, dass er nicht viel älter sein musste, als wir es waren.
Selbstsicher trat ich vor, sah mich noch einmal um. Den Kampf gegen die Blicke verlierend.
"Nicht, bevor man uns endlich erklärt hat, was hier abgeht."
Die Wut in den Augen des Blonden war nicht zu übersehen. Doch in genau diesem Moment musste ich stark bleiben. Verdammt stark.

Der Blondhaarige liess seinen kalten Blick auf Holly verharren und schien nie damit aufzuhören. Als er sich aber erhab lockerte sich die Atmosphäre ein wenig. Doch dies hielt nicht lange an, da der Junge mit einem Handgriff an den Gürtel des Mannes neben ihm eine Pistole in die Hand nahm und auf Holly zuschritt. Lässig hob er den Arm und zeigte mit der geladenen Waffe auf die Stirn der Grünhaarigen.
"Nur damit du's weisst, wir haben dich nur mitgenommen, damit du uns nicht an L verpetzen kannst. Also würde ich hier nicht so grosse Töne spucken, Kleines. Und jetzt sprich, wenn dir dein Leben lieb ist.", sprach der Junge mit bedächtiger, aber doch genervten Stimme.

"Ach ja? Selbst wenn... Wenn ich tot bin wird eure Geheimwaffe wohl kaum irgendetwas sagen. Und dann bringt euch auch eine Geisel die den Namen Kiras kennt, nicht besonders viel... habe ich da Recht, Blondie?" Meine Lippen formten sich zu einem ungewollten Grinsen.
Die Zähne des Blonden knirschten, er holte tief Luft, drückte mir die Schusswaffe gegen den Kopf. Erschrocken ging ich einen Schritt zurück.
"Außerdem gibt es nichts 'vorzustellen'. Jetzt sagt uns endlich was für ein Spiel ihr hier treibt."
Würde ich sterben, wäre es wohl nicht Schade um mich. Außer Nani hatte ich niemanden, der um mich trauern würde. Und L? Als ob er uns vermissen würde. Aber mich quälte immernoch die Frage, warum er uns dann aufgegabelt hatte...

Die Aussage von Holly hatte gesessen, doch der Blondhaarige liess sich nicht unterkriegen. Sein Blick war genervt und eiskalt.
"Sag deinen Namen, kleines Miststück.", befahl er, "Wenn nicht..." Er gab einem der Männer mit einem Handzeichen irgendwas zu verständigen. Erst als mich ein Mann von hinten packte und mir eine Pistole an die Schulter hielt, begann ich langsam die Lage, in die wir geraten waren, zu verstehen.
"Los, sei brav, wenn du nicht willst, dass sie schmerzen hat.", meinte der Junge und begann ein scheussliches Grinsen aufzusetzen.

"Holly.", antwortete ich mit kalter Stimme. Meinen wahren Namen hatte ich seit Jahren nicht mehr verraten. Und vorallem jetzt, bei Zeiten Kiras, war es mehr als riskant.
"Ich bin Holly und sie ist Nani."
Ich sah zu Nsni. Der Mann hatte sie noch immer im Griff, die Waffe jedoch zur Seite genommen. "Was ist mit dir? Wie hrißt du?"

Der Jungs hebte mit verächtlichen Blick die Augenbraue hoch, gab dem Mann aber ein Zeichen mich wieder loszulassen. Schien er also doch zufrieden zu sein.
"Man nennt mich Mello. Aber glaubt nicht, das wäre mein richtiger Name. In dieser Zeit verraten nur Vollidioten ihre richtigen Namen.", zischte er ein wenig und griff zu der Schokoladentafel. Als ich mich kurz umblickte bemerkte ich, dass in diesen vielen Kartons wohl ein Jahres-Vorrat an Schokolade stecken musste. Wie schaffte es dieser scheiss Kerl so dünn zu bleiben? Dummes Weib eh.

Ich nahm diese Aussage als Anspielung, ignorierte sie aber. Als ob..
Kurz sah ich zu Nani. Der Kerl hatte sie losgelassen. Gut so. Aber was jetzt? Erwartungsvoll sah ich mich um. Doch nichts geschiehte. Unser Blondie schlang mehr oder weniger genüsslich eine Schokoladentafel nach der anderen hinunter, die anderen schienen... nichts zu machen. Na hier war ja 'ne Stimmung! Hier geht die Post ab!
Was gäbe ich dafür, jetzt wieder bei L zu sein...

Als ich endlich das seltsame und verstörende Bild von Mello x Schokolade vor meinen Augen in eine kleine, enge Schachtel im hintersten Winkel meines kleinen Gehirnes packen konnte, sah ich mich weiter um. Immer wieder huschte eine Spinne vorbei, die meistens wie betrunken durch den Raum torkelte und mit einem eleganten reinrennen in die Wand ihren "Tanz" mit Glamour abschloss.
Warum mir solche Gedanken durch den Kopf eilten war mir unerklärlich, doch ich merkte sie mir, damit ich ein anderes Mal Matsuda verwirren konnte.
"Und was jetzt?", fragte ich lautstark mit sichtlich gelangweilten Gesichtsaudruck.

Der blonde hielt inne. Obwohl er gerade dabei war, erneut von einer Tafel Schokolade abzubeißen. Seltsames, aber doch lustiges Bild...
"Jetzt fängt die auch noch damit an..", stöhnte er genervt, ignorierte es vorerst.
Wie unfair! Ich hatte mich extra zurückgehalten, falls er wirklich wütend werden würde... denn trotz allem hatte ich geradezu panische Angst vor dem Tod.
"Hört zu, wenn ihr nicht bald beide ruhig seid, dann ist hier Endstation für euch!" Mit jedem Wort nahm seine Stimme an Wut zu, seine Hand griff erneut nach der Schusswaffe. "Und dann ist es mir scheiß egal, was du weißt! Ich brauche keine Hilfe! Weder deine, noch ihre, noch die von diesem kleinen Schafsjungen!" Wow, schien so als würde jemand unter Komplexen leiden. Doch mein gut gemeinter Ratschlag einmal einen empfholenen Psychologen aufzusuchen, sparte ich mir lieber noch für eine Weile auf.
Die Kumpels des Kerls begannen wie kleine Schulmädchen zu kichern. "Aber zu irgendetwas müssen wir doch gut sein. Wenn wir schonmal hier sind..."
Wortwahl, sei verflucht!

Schafsjunge? Das Bild eines kleinen Jungens in einem plüschigen Schafskostüm eilte in meinen Kopf, der sichtlich durch die Situation völlig Amok zu laufen schien. Denn der Junge trug Schokoladenhörner, die immer nachwuchsen. War Mello deshalb eifersüchtig? Weil dieser Junge immer eine unendliche ration an Schokolade hatte?
Erst als ich die Schusswaffe in mein Visier nahm begann ich wieder die Relität zu verstehen. Und als ich die gierigen Blicke der etwas Jüngeren unter dieser Gruppe vernahm, wurde mir doch mulmig. Wir waren die einzigen Mädchen hier, was würden sie mit uns tun wollen...?
"Hey Boss, die Kleinen sind doch wirklich zu etwasem gut. Immerhin hatten wir schon lange keinen Damenbesuch mehr hier.", sagte der eine mit einem schelmischen und mir unangenehmen Grinsen.
Aber den Damenbesuch hatten sie doch immer, immerhin war dieses blondhaarige Flittchen, dass total mit Schokolade besudelt war auf der Couch. Sollten sie doch die lieber anknabbern. Bevor sich meine Fantasy aber wieder entfalten konnte, packte mich der besagte Jungs am Arm und grinste mich an. Meine Hand zuckte und war kurz davor, ihn mit einem Falcon Punch umzunieten.

Ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, die Gruppe nicht zu fragen, ob Blondie etwa ein Junge sei... Doch meiner Gesundheit zu Liebe ließ ich das erst einmal. War mir noch zu riskant.
Dann verwarf ich diese spottenden Gedanken während ich den Kerlen lauschte. Auf einen Schlag wurde mir mulmig, ich starrte geradezu entsetzt zu jenem, der Nani angepackt hatte. Jetzt war schnelles Handeln gefragt.
Ich stolperte schnell zu ihr herüber und zog sie zu mir. Vor Schreck hatte er keine Kraft, sie festzuhalten. "DENK NICHT EINMAL DARAN!" fauchte ich gereizt.
Das wurde ja immer besser hier... Und wieder schickte ich ein Stoßgebet in den Himmel, dass uns doch bitte jemand retten würde..